Die Idee eines Freiluftklassenzimmers für die Keune-Grundschule entstand schrittweise und nahm zunächst durch informelle Kommunikation zwischen Lehrpersonen und Schülerinnen und Schülern immer mehr Form an. Bereits zu diesem Zeitpunkt brachten sich viele Kinder mit dem Wunsch ein, mehr draußen in der Natur lernen zu wollen. Diese Partizipation unserer Schüler und Schülerinnen bei der Durchführung des Projektes war von uns gewollt und in den Prozess eingeplant. Im Mai 2019 findet eine Projektwoche zum Thema statt und das Freiluftklassenzimmer wird eingeweiht.
Standort
Als Standort für einen möglichen Schulgarten plus Freiluftklassenzimmer dient die ebene Rasenfläche neben der Schulturnhalle. Im östlichen Teil des Geländes wurden Hochbeete angelegt, außerdem im Eingangsbereich eine „Naschecke“ mit Beerensträuchern. Beide Bereiche sind sonnig genug für den Nutzpflanzanbau, auch Größe, Lage, Topografie und Boden bieten sich hierzu sehr gut an.
Es sind keine Versorgungsleitungen, Platz für Gerüste, oder eine Feuerwehrzufahrt im Weg. Der Gartenteil ist mit einem (Bau)Fahrzeug erreichbar. Durch die Lage neben der Turnhalle ist er mit einer Gruppe zu Fuß (über die Wiese) bzw. mit Rollstuhl (durch die Turnhalle) erreichbar. Eine Einzäunung mit Tor ist gegeben. Ein Wasseranschluss wurde nach außen erweitert. Ein etwa 10m2 großes Gartenhäuschen bietet Platz für die Aufbewahrung der Gartengeräte etc.. Auch ist genug Platz für zwei Kompostbehälter. Diese sind im südöstlichen Teil geplant. Das Freiluftklassenzimmer bietet Platz zum gemeinsamen Arbeiten und Planen. Noch fehlen die festen Sitzmöglichkeiten. Das Grünflächenamt wird im Herbst 2018 Baumstämme liefern, auf denen gesessen werden kann.
Auch sollen im Schulgarten weitere Aktivitäten (Essen, Grillen, Feiern, Unterricht im Freien) stattfinden. Das Gartenhäuschen bietet Platz für die schuleigenen Bierbänke und –tische, die auch für den Schulgarten genutzt werden können.
Gartennutzer
Der Garten kann von der gesamten Schulgemeinschaft (ca. 240 Schüler im Alter von 5 – 11 Jahren und einer Größe von 1,10m – 1,60m) genutzt werden, darunter Kinder mit Beeinträchtigungen (auch Gehbehinderung). Die Arbeits- und Lerneinsätze können von einer Schulstunde (50 Minuten) bis zu einem Vormittag (~5 Stunden) oder einem ganzen Tag (~ 8 Stunden) variieren. AGs finden ganzjährig statt. Das Freiluftklassenzimmer wird eher im Frühjahr und Sommer besucht, wenn die Temperaturen steigen. Als Ganztagsschule kann der Garten montags bis donnerstags von 08.00h – 16.00h genutzt werden. Das Verhältnis zwischen Betreuer zu Nutzern variiert je nach Klassen- (bis zu 24 Kindern) oder AG-Größe (bis zu 17 Kindern). Die Betreuer besitzen Gartenerfahrung und/ oder erwerben diese durch Fortbildungen oder weitere Unterstützer.
Anbau und Bewirtschaftung
Es wird auf biologischen Anbau ohne Pestizide und synthetischen Dünger, sowie auf naturschutzgerechte Gestaltung und Bewirtschaftung geachtet. Dazu zählt, dass der Baumbestand erhalten und genutzt wird, der Boden nur minimal bearbeitet wird, Kompost- und 4- Felderwirtschaft betrieben wird, heimische und gefährdete Sorten angebaut werden und keine Sorten aus gärtnerischer Auslesezucht, sondern Wildtypen angebaut werden. Vor Ort gesammeltes Niederschlagswasser kann für die Wasserversorgung und das Gießen genutzt werden. Eine Tröpfchen-Bewässerungsanlage
sorgt auch in den Ferien dafür, dass die Pflanzen in den Hochbeeten mit ausreichend Wasser versorgt werden.
Nutzgarten
Folgende Nutzpflanzen sind geplant:
Eine Streuobstwiese (24 Obst- und Walnussbäume) wurde bereits in den letzten Jahren in unmittelbarer Nähe der Schule mit Unterstützung des Grünflächenamtes Trier angelegt und wird von den Klassenstufen 1-4 gepflegt. (Sorten siehe Plan). Außerdem wachsen auf dem Schulhof eine essbare Zierpflaume sowie mehrere Holundersträucher.
Die optimale Nährstoffversorgung des Schulgartens basiert auf der Verwendung von gutem Mutterboden und der natürlichen Düngung mit dem selbst angelegten Kompost. Bei der jährlichen Bepflanzung der Hochbeete achten wir außerdem auf eine abwechslungsreiche Verteilung der Pflanzen im Sinne der 4-Felderwirtschaft. Auf diese Weise können wir neben der optimalen Nährstoffverteilung auch einem eventuellen Schädlingsbefall vorbeugen.
Beet- und Kulturformen im Nutzgarten
Es sind vier Hochbeete in Beetform fertig gestellt.
Der Schulgarten wird teilweise in Hochbeeten - befüllt mit Reisig, Kompost und Mutterboden - und teilweise in speziell eingegrenzten "Naschecken" angelegt. Dabei achten wir auf eine natürliche Düngung mittels Kompost, den wir am Rande des Schulgartens selbst aufbauen und befüllen werden. Geplant ist in den Feldern eine Mischkultur aus verschiedenen, gut harmonierenden Gemüse- und Beerenobstsorten unter Berücksichtigung der jährlichen Rotation innerhalb der vier Hochbeete, um dem Nährstoffbedarf gerecht zu werden und einem möglichen Schädlingsbefall bzw. Nährstoffverlust vorzubeugen.
Naturgarten/“Wildnis“
Es waren bereits sechs Bäume (eine Kastanie, zwei Ahornbäume, eine Linde und zwei Eschen) als Schattenspender und „natürlicher Bereich“ vorhanden. Eine Esche musste leider gefällt werden. Zur Straße (Am Weidengraben) hin dient ein kleines Wäldchen als Abschirmung. Die Wiese im Freiluftklassenzimmer wird 6 – 12 mal im Jahr gemäht. In unmittelbarer Umgebung des Freiluftklassenzimmers befinden sich jedoch auch mehrere Wiesen, die von Bauern bewirtschaftet werden. Im Aveler Tal (5 Minuten Gehweg) verläuft der Avelsbach, der vor kurzem renaturiert wurde.
Neben Nisthilfen für Insekten (Insektenhotel) wird eine Totholzecke im hinteren Bereich bei der Treppe und eine kleine Blütenhecke für Schmetterlinge und Bienen (Distel, Lavendel und Sommerflieder) angelegt.
Infrastruktur
Ohne die Einzäunung des Geländes war die Durchführung des Projekts „Freiluftklassenzimmer mit Schulgarten“ nicht möglich, da die Grünfläche am Rande des Wohngebiets „Am Weidengraben“ liegt und möglicher Zerstörung durch Wild oder Vandalismus ausgesetzt war. Dies wird durch Graffiti-Schmierereien an der Hinterwand der Turnhalle oder an frei zugänglichen Flächen des Schulgebäudes (zuletzt nach „Hexennacht“ 2014), sowie Aussagen des neben der Schule wohnenden Hausmeisters der Schule deutlich: Jugendliche und Erwachsene treffen sich regelmäßig an diesem Ort, konsumieren Alkohol o.ä. und verschieben dort Gegenstände, z.B. schwere Steine. Als Sonnenschutz dient der bereits vorhandene Baumbestand. Zusätzlich und bei unbeständigem Wetter soll ein Carport als Rückzugsort genutzt werden. Dieser befindet sich zurzeit noch in Planung.
Für das Gießwasser soll Regenwasser in einer ca. 1000–Liter–Zisterne gesammelt werden, darüber hinaus ist ein Wasseranschluss nach außen gelegt worden, sodass auch Trinkwasser (zum Trinken, Waschen der Hände, Reinigung des Ernteguts o.ä.) vorhanden ist. Das Gartenhaus ist außerdem notwendig zur Aufbewahrung der Gartengeräte.
Das Freiluftklassenzimmer bietet Sitz- und Arbeitsmöglichkeiten für die Kinder und kann zur Ablage und zum Schuhwechsel, aber auch als Unterrichtsort oder Ruheplatz verwendet werden. Die Sitzgelegenheiten können zusätzlich als Arbeitsflächen genutzt werden. Bis die Baumstämme als „fest installierte Sitzgelegenheit“ installiert werden können die Bierbänke nach draußen geräumt werden.
Die Schule besitzt bereits mehrere Gießkannen, Schubkarren, Eimer und Töpfe - diese sollten jedoch ergänzt werden. Zwei Komposthaufen aus verzinktem Stahl sind geplant, um sowohl die biologischen Abfälle sinnvoll zu entsorgen als auch einen natürlichen Dünger zu erzeugen.
Verwendung der Ernte
Das Erntegut kann entweder direkt draußen bzw. in der Garten- und Koch-AG verzehrt, oder weiterverarbeitet werden. Als Ergänzung zum wöchentlichen Schulobst wäre es sicherlich ebenfalls verwertbar. Tradition in unserer Schule hat das Kochen von Fruchtaufstrich. Aber auch andere Konservierungsmaßnahmen (Trocknen, Einlegen, Einfrieren) können so angewandt werden. Im Unterricht findet die Ernte beim Thema „Gesunde Ernährung“ Beachtung, oder aber auch beim Zeichnen von Obst und Pflanzen (z.B. in einem Stillleben). Außerdem wurden bei der Auswahl der Früchte- und Gemüsesorten darauf geachtet, dass es sich auch um einen Lehrgarten handelt. Das heißt es wurden divergente, botanische Pflanzen ausgewählt, an denen die Kinder verschiedene Wachstumsformen, Befruchtungsarten (1-häutig, 2- häutig, Selbstbefruchter) und verschiedenjährige Pflanzen (1-jährige, 2-jährige, mehrjährige) kennenlernen können.
Pflege, Wartung, Betreuung, Weiterentwicklung, Sicherheit
Die Rasenfläche wird mehrmals im Jahr von der Stadt, außerdem zusätzlich noch vom Hausmeister gemäht (Aufsitzrasenmäher). Die Randsteine schützen dabei die Hochbeete, Sträucher etc. und erleichtern das Mähen. Die Hochbeete werden von den Lehrern gepflegt, die sie betreuen, außerdem natürlich von den Schülern und freiwilligen Eltern, Großeltern und auch Ehemaligen. Pro Hochbeet ist ein Lehrer Pate. Dieser ist für die Pflege und Instandhaltung des Beetes zuständig. Verlässt der Lehrer die Schule für längere Zeit oder ganz (Elternzeit, Schulwechsel, Ruhestand...), sucht er vorher einen neuen Paten, der sein Amt übernimmt. Findet er keinen neuen Paten so baut er das Hochbeet ab.
Ansprechpartner sind Sabine Weyers, Ulrike Heß, Birgitt Moll und Isabelle Rotsch.
Die Pflege des Freiluftklassenzimmers und speziell der Hochbeete wird von den oben genannten Lehrerinnen und Nutzern umgesetzt. Die Pflege und Gestaltung der Hochbeete und des Freiluftklassenzimmers wird sowohl von den Schülern als auch von Lehrern und Eltern wahrgenommen. Die Anwohner und Vereine wurden zunächst nicht miteinbezogen, um das Projekt erst einmal in einem überschaubaren Rahmen anlaufen zu lassen.
Integration
Eine Kooperation mit Senioren (beispielsweise aus dem benachbarten Bewohnerzentrum „treffpunkt am weidengraben“) ist angedacht, allerdings erst ab dem festen Bestehen des Gartens, um zunächst die Gruppe der Beteiligten nicht zu groß werden zu lassen.
Da unser Schwerpunkt auf der Arbeit mit den Kindern liegt, haben wir bei der Planung auf eine kindgerechte Gartengestaltung (Höhe der Hochbeete, Auswahl der Früchte und Gemüsesorten, Anschaffung kindgerechter Gartengeräte, etc.) geachtet.
Bildung im Schul- und Generationenschulgarten
Der Schulgarten wird als Lernort für globales Lernen, soziales Lernen und Wertevermittlung genutzt. Besonders die nachhaltige Entwicklung im Rahmen des globalen Lernens steht im Fokus unserer Arbeit. Die Kinder sollen sich bewusst werden, wie ihre Lebensmittel wachsen, wie umfangreich deren Herstellung, Pflege und Weiterverarbeitung ist und wie man den dabei entstehenden Abfall weiter verwerten und nutzen kann. Die Kinder können auch die Auswirkung ihrer Arbeit direkt wahrnehmen - wenn sie nicht regelmäßig die Ernte einfahren, wird das Obst und Gemüse verkommen. Aber auch das Zusammenspiel von Tieren und Pflanzen stellt ein besonderes Lernfeld dar. Bienen und Regenwürmer sind unverzichtbare Helfer der Natur, ohne die die meisten Pflanzen weder Früchte noch tiefe Wurzeln ausbilden können. Darüber hinaus ist das soziale Lernen ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Schulgarten-Arbeit. Die Kinder planen, gestalten und pflegen den Garten gemeinsam. Einige Arbeiten können sie nur zu zweit bzw. mit mehreren erledigen, wie z.B. das Festbinden der Hochsträucher (Himbeere, Brombeere etc.) oder das Ernten einiger Früchte und das Verarbeiten dieser. Dem Trend der Wegwerfgesellschaft auch im Bereich der Lebensmittel wollen wir entgegenwirken. Die Kinder erfahren in der Arbeit mit dem Schulgarten wie viel Mühe, Zeit und Kraft es kostet, Früchte und Gemüse zu produzieren. Durch das direkte Erleben werden sie ihre Einstellungen zu einem angebeulten Apfel oder einer etwas zerknautschten Himbeere überdenken. Der Wert der Lebensmittel wird durch die eigene Herstellung ebenfalls gesteigert. "Was mache ich mit den Früchten, wenn sie zu faulen drohen?" ist eine der Fragen, denen wir nachgehen und gemeinsam Lösungen suchen wollen. Einige Kinder (vor allem aus sozial schwachen Familien) kennen häufig nur die Obst- und Gemüsesorten, die es beim Discounter günstig zu kaufen gibt. Es wird für viele eine Premiere sein, eine Stachelbeere sehen und schmecken zu dürfen. Die Kenntnisse der heimatliche Flora und Fauna soll bei den Kindern auf diese Weise geschult werden. Für alle Kinder der Schule wird der Bereich der gesunden und ausgewogenen Ernährung als wichtiger Bestandteil eines ausgeglichen Lebens thematisiert werden.
Der Schulgarten wird verbindlich in die Arbeitspläne der Schule einbezogen werden, vor allem im Fach Sachunterricht. Dort besonders im Rahmen der gesunden Ernährung, des Wasserkreislaufs und der Tier- und Pflanzenwelt. Des Weiteren werden die Kompetenzen „beobachten, sammeln und beschreiben“ im Schulgarten geschult werden. Aber auch die Bereiche Kunst, integrierte Fremdsprachenarbeit, Deutsch, Mathematik, Musik und Religion bieten einige Themenfelder, die hervorragend mit Hilfe des Schulgartens behandelt werden können. Anbei verschiedene Beispiele:
Deutschunterricht (Im und über den Schulgarten schreiben):
Mathematik
Kunst
Musik
Sport
Religion/Ethik
Integrierte Fremdsprachenarbeit (Englisch/Französisch)
Vernetzung/Austausch
Ein Austausch und eine Vernetzung mit externen Institutionen sind vor allem mit dem Netzwerk des BNEs geplant. Dort nehmen wir bereits an verschiedenen Lehrerfortbildungen (Bienen, Schulgarten, Bach...) teil und sind Ausleihstelle für den Wasser-Koffer in unserem Bezirk.
Eine Kooperation mit dem Grünflächenamt Trier besteht seit 2012. Zunächst wurde eine Streuobstwiese in unmittelbarer Nähe zur Schule angelegt, auf der 2012 eine Reihe (12 Baumscheiben) Obst- und Wal-nussbäume gepflanzt und 2014 um eine weitere Reihe (nochmals 12 Baumscheiben) ergänzt wurde. Diese werden von den Keune-Grundschülern mit Unterstützung des Grünflächenamtes gepflegt (Unkraut jäten, neue Holzschnitzel anbringen, bei Trockenheit wässern...). Gerne würden wir diese Zusammenarbeit weiter ausbauen und erhoffen uns Unterstützung bei der Auswahl der Pflanzen, Anlegen der Beete, Bewässerungssysteme etc. Auch die Firma Lambert hat Interesse an einer Kooperation signalisiert.
Eine tiefere Zusammenarbeit mit den umliegenden Kindertagesstätten und dem „treffpunkt am weidengraben e.V.“ ist ebenfalls angedacht. Durch einen gemeinsamen „Runden Tisch Neukürenz“ und den „Arbeitskreis Grundschule – Kindertagesstätten“ werden Absprachen erleichtert und gemeinsame Projekte können schneller angegangen werden. Erste Ideen der Zusammenarbeit mit einem der benachbarten Kindertagesstätten wurden schon im Rahmen des Projekts „Hochbeetpaten“ angesprochen.
Die Diplomgeoökologin Dr. Brigitta Goldschmidt, die das Projekt „Schulgarten“ in Rheinland-Pfalz betreut, unterstützt und begleitet unser Projekt. Sie stellt Verknüpfungspunkte mit anderen Schulen her, in denen es bereits Schulgärten gibt, und bietet Fortbildungen und Schulungen an, in denen sich interessierte Lehrer weiterbilden können.
Gerne würden wir außerdem noch folgende Partner/Initiativen „mit ins Boot“ nehmen:
und allen Eltern, Lehrern und Schülern der Keune-Grundschule